Andacht vom Pastor

„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Johannes 1,14) 

Bitte, was? So mag sich der Eine oder die Andere vor einem guten Monat gedacht haben, als die Weihnachtsgottesdienste mit diesem Bibelwort begannen. Das Wort ward Fleisch? Was soll das heißen?

Die altmodische Sprache der Weihnachtsgeschichte lassen wir uns noch gefallen. Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot ausging von dem Kaiser Augustus ... Das ist vertraut. Und Vertrautes tut gut. Da können wir uns entspannen, uns in die alten Worte fallen lassen! Schließlich hängen und stellen wir zu Weihnachten auch jede Menge altvertraute Figuren, Strohsterne, Kränze und dergleichen auf.

Aber Das Wort ward Fleisch – das klingt doch ziemlich sperrig! Am Anfang eines Gottesdienstes ist der Satz vielleicht sogar eher eine Stolperfalle als ein Türöffner?

Mittlerweile sind wir längst wieder im Alltag. Den Weihnachtsschmuck haben wir in Kartons und Schachteln verstaut. Er hat seine Saison gehabt. Wir selbst sind sozusagen wieder in der Realität angekommen – im wirklichen Leben. Und da muss schließlich Klartext geredet werden. Warum dann jetzt noch mal ein Weihnachtsspruch – noch dazu ein so seltsamer?

Der Grund ist ganz einfach: Auch in diesem Bibelvers geht es darum, dass etwas in der Realität ankommt! Anschaulich und greifbar soll werden, was vorher „nur“ Wort war. Es soll Teil unserer Lebenswirklichkeit sein!

Im Dezember habe ich davon gesprochen, dass Weihnachten für viele Menschen ein „magisches Fest“ geworden ist. Und das soll wohl heißen: Es wird etwas gefeiert, das nur in der Phantasie besteht.

Die alten Worte, die alten Lieder, die alten Traditionen, der alte Kinderglaube (an den Weihnachtsmann), die sind zwar irgendwie rührend, aber sie haben für moderne Menschen nichts mit der Wirklichkeit zu tun.

Aber wenn Weihnachten abgleitet ins Reich der Phantasie und der Magie – dann ist eine Stolperfalle nötig! Dann kann es sogar heilsam sein, sich einmal kräftig den Kopf an einem sperrigen Bibelwort zu stoßen, um wieder auf dem Boden der Wirklichkeit zu landen: Das Wort ward Fleisch! Die alten Worte der Bibel, die alten Verheißungen der Propheten, ja das Wort Gottes selbst ist nämlich auch in der Wirklichkeit gelandet! Es ist kein bloßes Wort geblieben. Es ist real geworden!

Wenn ein Mensch eine bestimmte Eigenart – z. B. die Pünktlichkeit – so intensiv lebt, dass er sie geradezu verkörpert, dann sagen wir auch heute: Der ist die fleischgewordene Pünktlichkeit – die Pünktlichkeit in Person! Genau das gilt auch für Jesus: Der ist das fleischgewordene Wort Gottes – Gottes Wort in Person!

Was Gott im innersten Wesen ist – das ist für uns völlig unanschaulich und nicht greifbar. Aber in Jesus ist Gott ein Mensch geworden, ein Mensch aus Fleisch und Blut. Wie sehr Gott uns liebt, wie sehr er uns zugewandt ist, wie nahe er uns kommen will – all das wird sichtbar, anschaulich, greifbar in Jesus.

Das Wort ward Fleisch! Und jetzt, wo wir nach dem Weihnachtsfest wieder im Alltag angekommen sind – da kommt es darauf an, dass dies Wort auch Teil unserer Lebenswirklichkeit wird. Es kommt darauf an, dass Gottes Wort auch in unserem Alltag eine Realität ist. Es kommt, ganz schlicht gesagt, darauf an, dass Jesus in uns wohnt: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns!

Diese Wirklichkeit wünsche ich allen für das Jahr 2024.

Euer Pastor Rainer Mittwollen

HERZLICHE EINLADUNG

zum Gottesdienst und Kindergottesdienst
an jedem Sonntag um 10:30 Uhr