Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen… und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre. Habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! (Lukas 12,18.19)
Führt Ihr Selbstgespräche? Ich schon! Wenn niemand zuhört, dann kann es durchaus passieren, dass ich laut mit mir selbst rede. Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige. Mindestens in Gedanken tut es sicherlich jeder von uns. Warum auch nicht? Es ist gar nicht verkehrt, sich Manches zuerst selbst zu erzählen, bevor man damit an die Öffentlichkeit geht. Das hilft dazu, die eigenen Gedanken zu klären und sie spruchreif zu machen. Ein Selbstgespräch ist dann eine Art Generalprobe, bevor das Gespräch mit einem echten Gegenüber geführt wird.
Es kann aber auch passieren, dass aus den Selbstgesprächen nie ein wirkliches Gespräch wird. Dann nehmen sie eine eigenartige Dynamik an: Mehr und mehr drehen sie sich im Kreis, unaufhörlich werden die gleichen Themen durchgekaut. Und weil kein anderer sie zu hören bekommt, gibt es weder Zuspruch noch Widerspruch, weder Bestätigung noch Korrektur.
Genau das scheint das Problem des reichen Kornbauern im Gleichnis von Jesus zu sein. Dass der seine Lage durchdenkt, dass er plant und Vorsorge trifft, dass er seinen Gewinn klug anlegt… all das ist nicht verkehrt.
Aber dass er nur noch Selbstgespräche führt, dass wird zum Problem!
Er spricht weder mit seiner Familie noch mit den Menschen, die für ihn arbeiten. Ihre Bedürfnisse, ihr Auskommen, ihre Zukunftsaussichten spielen keine Rolle. Die Verantwortung, die er für andere Menschen hat, ist ihm nicht bewusst. Und darum kommen auch die Menschen in seinen Gedanken nicht vor, die nicht genug zum Leben haben: Menschen, die auf sein Erbarmen und seine Unterstützung angewiesen sind.
Was diesem reichen Mann fehlt, ist der Bezug zu seinen Mitmenschen! Ihm fehlt die Fähigkeit, über das eigene Scheunentor hinauszudenken!
Und dann noch das: „Liebe Seele… habe nun Ruhe!“ – so redet er sich selber an. Dahin hat ihn seine Selbstbezogenheit geführt, dass er am Ende glaubt, er könne auch selber für seinen Seelenfrieden sorgen. Durch Reichtum und Gewinn.
Aber an dieser Stelle heißt es: „Du Narr!“ Du hast dich verrechnet! Deine Seele kannst du nicht in der Scheune sichern! Besteht dein Seelenfrieden nur in dem, was du dir selbst aufbaust – dann stehst du am Ende mit leeren Händen da! Mit leeren Hände, weil du niemand anderem die Hände gereicht hast und weil du keine andere Hand ergreifst. Du bist ja nur bei dir selbst!
Das Erntedankfest ist ein hervorragen der Ausweg aus dem Kreisen um sich selbst. Im Dank wird der Ertrag unserer Planung und Arbeit in Beziehung zu Gott gesetzt. Das Fest erinnert uns daran: Wir haben uns das Leben nicht selbst zu verdanken. Es kommt aus Gottes Hand und findet auch bei ihm sein Ziel.
Gott beschenkt uns mit seinen Gaben.
Aber, für das, was er uns anvertraut, sind wir ihm auch verantwortlich. Und Verantwortung funktioniert nicht im Selbstgespräch! Darum ist es wichtig, unsere Mitmenschen gut im Blick zu haben. Was Gott uns schenkt, das ist zum Teilen da! So werden wir unserer Verantwortung am besten gerecht.
Und wenn wir uns selbst Gott anvertrauen, dann ist unser Leben in den besten Händen! Gott sein Dank!
Euer Pastor Rainer Mittwollen