Andacht vom Pastor

Was für ein schönes Segenswort! Von allem die Fülle! Himmel und Erde sollen geradezu triefen vor Segen! Das hört man gern!

Ob die Sommerzeit in diesem Jahr wohl so eine Segenszeit ist? Eine Zeit, in der Gutes für uns heranwächst – nicht nur im Garten, sondern auch in unserem Leben, in unserem Beruf, in unseren Familien und Beziehungen, in unseren Gemeinden? Eine Zeit, in der wir uns freuen können an guten Entwicklungen und guten Erträgen?

Mit den Bibelsprüchen ist das so eine Sache. Man kann sie isoliert betrachten und für sich selbst in Anspruch nehmen. Aber es kann zu Überraschungen kommen, wenn man ihren Zusammenhang entdeckt! In den Bibelstunden der letzten Wochen haben wir die Lebensgeschichte von Jakob und seinem Zwillingsbruder Esau gelesen.

Segen ist darin ein ganz wichtiges Thema. Und obwohl Segen ja eigentlich Gottes Sache ist, geht es in dieser Geschichte sehr menschlich – allzu menschlich – zu!

Vor allem Jakob, immerhin einer der Stammväter Israels, sieht in Gottes Segen nichts als seinen persönlichen Vorteil. Und den will er sich unter allen Umständen sichern. Dafür scheut er keine List und keinen Betrug.

Das schöne Segenswort, das wir im Juni als Monatsspruch haben, hat Jakob sich geradezu geklaut! Durch ein dreistes Täuschungsmanöver hat er den alten Vater Isaak dazu gebracht, ihm, dem jüngeren Sohn, den Erstgeburts-Segen zuzusprechen. Der ältere Bruder Esau stand dann mit leeren Händen da! Jakob ist mit dem gestohlenen Segen davon gekommen. Esau hat laut und umsonst geklagt: „Hast du nur einen Segen? Segne mich auch, mein Vater!“

Überdeutlich zeigt diese Geschichte: Segen ist oft sehr ungleichmäßig verteilt. Den einen geht es gut, und sie erreichen immer mehr – den anderen bleibt kaum genug zum Leben. Wer hat sich was verdient? Wer lebt auf Kosten der anderen?

Es ist ein langer Weg, bis Jakob schließlich begreift: Gottes Segen ist nicht mein persönlicher Besitz und Vorteil. Gottes Segen ist Gabe und Aufgabe zugleich: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!“ So hatte Gott es schon zu Abraham gesagt. Was Gott uns Menschen schenkt, das ist zum Teilen da!

So singen wir es doch auch: „Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.“

Herzlich wünsche ich allen Leserinnen und Lesern Gottes reichen Segen – und dazu ein Herz, das gern zum Teilen bereit ist!

Euer Pastor Rainer Mittwollen

HERZLICHE EINLADUNG

zum Gottesdienst und Kindergottesdienst
an jedem Sonntag um 10:30 Uhr